Die eigentliche Meldung, die diese Woche durchs Internet ging lautet so „KI von Microsoft ist zu doof PoC zu unterscheiden". Offensichtlich hatte Microsoft seine Nachrichtenseite msn.com in den letzten Wochen mehr und mehr durch ein Programm bestücken lassen, dass auf künstliche Intelligenz setzt. Die wühlt sich durch die täglichen Agenturmeldungen, setzt diese zusammen und sucht das passende Bild aus. Oder eben auch nicht, wie in diesem Fall.

Die in der Nachricht versteckte Information finde ich deutlich interessanter. Microsoft hat zuvor 77 Mitgliedern der Redaktion gekündigt, weil deren Arbeit jetzt durch eine KI erledigt wird. 77 Menschen - das ist schon eine ziemlich große Redaktion, die in Zukunft leer steht. Die KI wird nur noch wenigen Redakteuren kontrolliert. Und natürlich stellt sich da direkt die Frage: Ist das die Zukunft des Journalismus?

Ich bin mir ziemlich sicher: Ja. KIs haben in den letzten Jahren sehr viel dazu gelernt und sind schon länger dazu imstande, einfache Artikel zu schrieben. Sie nehmen Agenturmeldungen, vergleichen die Inhalte, nutzen Satzbausteine und formulieren eine Meldung. Am Ende hat man dann eine leicht umformulierte Agenturmeldung, die den allgemeinen Ansprüchen einer Meldung genügt. Und mit diesen Meldungen füllen viele Portale 90 Prozent ihrer Inhalte auf. Schmerzfreie, simple Meldungen aus aller Welt.

Ob KIs dazu in der Lage sind auch Meinungssstücke zu schreiben, kann ich nicht beurteilen, aber ich vermute mal ja. Man kann sie bekanntermaßen trainieren, warum auch nicht mit Kolumnen oder Kommentaren. Den meisten Lesern fällt es vermutlich eh nicht auf, so lange ein allgemeines Meinungsbild wiedergegeben wird.

Aber natürlich sorgt das für Probleme. Journalisten fungieren auch als Kontrollinstanz gegenüber den Agenturen. Die fällt dann weg. In Zukunft gibt es einen Agentur Journalisten, der auf einer Pressekonferenz war, der wiederum einen Artikel schreibt, aus dem die KI sich dann bedient. Der Artikel, den die KI schreibt, taucht dann wiederum online auf, wo ihn andere KIs aufnehmen usw. Der Job der Agentur Journalisten ist nur deswegen noch sicher, weil eine KI nicht erkennen kann, was in einer einstündigen Pressekonferenz wichtig war, und was nicht.

Das macht dann KIs auch anfällig für Manipulationen. Wenn eine wichtige, weltweite beachtete Meldung nur noch auf die Arbeit von zwei, drei Agentur Journalisten beruht, deren Artikel dann nicht mehr von Redaktionen gegenkontrolliert werden, ist das schlicht weg gefährlich. Denn Journalisten sind eben oft nicht so unabhängig, wie man es immer gerne hätte.

Am Ende führt die KI zu einer Vereinheitlichung. Anders ausgedrückt: alle Meldungen und Artikel, die von einer KI stammen, lesen sich gleich. Informativ, aber ohne menschlichen Touch. Die fehlende Kontrollfunktion einer menschlichen Redaktion, macht es zudem leichter, die Meldungen mit unrichtigen Aussagen und Inhalten zu verbreiten. Wo ein Journalist aus Erfahrung oder Bauchgefühl stutzt, schreibt die KI einfach weiter.

Um dem Text ein positives Ende zu geben: Ich denke (bzw. hoffe), dass die Einführung von KIs in machen Redaktionen gleichzeitig die Chancen des klassischen Journalismus verbessert. KIs können (noch) keine Einordnung liefern. Sie sprechen nicht mit Menschen, mit Pressesprecher*innen, Politiker*innen oder anderen. Aber es ist gerade die Einordnung, der weitere Blick, der aus einer Summer von Recherche, Hintergrundgesprächen und vor allem viel Erfahrung entsteht, die wichtig ist und Journalismus erst ausmacht.

Die Frage ist, ob die KI diesen Journalismus in eine kleine Nische drängen wird, oder ob KI-Journalismus nur eine Nische für ein paar Portale bleiben wird.